RI-Aktuell 07. November 2017

Ruhrstadt-Imker-Aktuell
Ruhrstadt-Imker-Aktuell Aktuelle Tipps zur Bienenpflege

Auf die Futterversorgung achten!

Ein etwas verrückter Herbst geht zu Ende. Der September war relativ kühl und insgesamt deutlich kühler als im Vorjahr. Der Oktober war besonders in der Monatsmitte sehr warm und insgesamt deutlich wärmer als im Vorjahr. Der November hat bereits zwei frostig-kalte Nächte hinter sich. Laut Wetterprognose sollen die nächsten kalten Nächte Mitte November folgen.

Die sommerliche Witterung Mitte Oktober hatte die Völker zum verstärkten Brüten angeregt. Diese Brut ist noch nicht geschlüpft. Sie muss gewärmt werden.
Viele Völker unterhalten zurzeit mehr Brut als normal und verbrauchen deshalb auch relativ viel Futter.
Deshalb gilt es, die Futterversorgung der Völker im Auge zu behalten und, wenn notwendig, nach zu füttern. Das gelingt bei klein gehaltenen Fluglöchern am besten „von unten“. Dazu wird eine flache Schale (manche Grillschalen fassen 3 Liter) in den Gitterboden gestellt (möglichst weit weg vom Flugloch) und mit Sirup oder Zuckerwasser gefüllt. Es darf nichts überlaufen, auch dann nicht, wenn anschließend die unbedingt notwendige Schwimmhilfe aufgelegt wird (Korken, klein geschnittene Zweigstücke, trockenes Laub).
Normalstarke Völker leeren eine Schale mit 2 Liter Sirup innerhalb eines Tages. Während der Leerung wird eine eingeschobene Windel feucht und nass. Wenn die Windel trocken bleibt wurde bzw. wird das Futter nicht angerührt. Dann sollte die mit Sirup gefüllte Schale näher unter den Sitz der Bienentraube geschoben werden.
Unter der Schale bleibt die Windel frei von Gemüll und von Milben.
Es gibt auch einen auf Youtube eingestellten Kurzfilm „Nachfüttern von unten“.

Mehr Brut = mehr Milben!

Diese Gleichung gilt während der gesamten Brutperiode. Deshalb ist zu erwarten, dass viele Völker mit mehr Milben in den Winter gehen als sonst. Wenn die Behandlung mit Ameisensäure im September schlecht gewirkt hat und zu viele Milben diese Ameisensäurebehandlung überlebt haben, dann kann der Varroabefall im Oktober/November leicht die Schadensschwelle überschreiten.
Wer beobachtet weiß Bescheid. Deshalb sollte der Varroabefall auch im Spätherbst durch Gemülldiagnosen überwacht werden.

Weil Ameisen und Ohrwürmer im Spätherbst nicht mehr aktiv sind darf die Windel durchaus länger als in der warmen Jahreszeit einliegen, damit sich mehr Gemüll ansammelt und Unterschiede zwischen den Völkern besser zu erkennen sind. Dann dient das Gemüllbild auf der Windel auch dazu, Sitz und Stärke der Bienentraube zu beurteilen.

Der tägliche Milbenfall sollte im November in noch brütenden Völkern unter 5 Milben/Tag liegen. Beim Milbenzählen achte man auch auf das Auftreten heller Milbenstadien, die wie die dunklen Altmilben die für die Varroamilbe typische breitovale Form besitzen. Helle Milbenstadien im Gemüll signalisieren, dass befallene Brut geschlüpft ist und das betreffende Volk noch brütet (oder gebrütet hat).

Einige Völker stellen im Spätherbst das Brüten ohne erkennbaren äußeren Anlass ein. Andere Völker (in der Regel sind sie in der Mehrheit) tun das erst während einer Kaltwetterperiode mit frostigen Nächten, die die Königin dazu bringen, keine Eier mehr zu legen. Ob die zwei letzten Nächte genügen wird sich in 3 Wochen zeigen.

Drei Wochen nach einem solchen bzw. dem ersten Kälteeinbruch herrscht allgemeine Brutfreiheit. Wenn bzw. sobald es dann (wieder) frostig kalt ist kann eine „Restentmilbung“ erfolgen. Mit ihr soll dafür gesorgt werden, dass die Völker mit möglichst wenigen Milben überwintern, damit vor August des folgenden Jahres keine Varroabehandlung notwendig ist.


Dr. Gerhard Liebig, Bochum, immelieb@t-online.de

Das Bild zeigt einen Stand mit 20 Jungvölkern.
Das Bild zeigt einen Stand mit 20 Jungvölkern. Davor befindet sich ein riesengroßes Senffeld. Der Senf blüht seit Ende September und immer noch. Die im Oktober aufgezogene Brut wurde ausschließlich mit Senfpollen aufgezogen....