RI-Aktuell 13. Julil 2018

Ruhrstadt-Imker-Aktuell
Ruhrstadt-Imker-Aktuell Aktuelle Tipps zur Bienenpflege

Noch wenig los an der Varroafront

In Kürze:

  • Die Sommertracht ist vorbei.
  • Bei der Honigernte und bei der Fütterung von Jungvölkern keine Räuberei auslösen!
  • Mit einer Gemülldiagnose den Varroabefall von Alt- und Jungvölkern überprüfen.

Mit der Lindenblüte ist die Sommertracht zu Ende gegangen. Wie jedes Jahr schwanken die Erträge zwischen wenig und viel. An den guten Standorten haben die besseren Völker im Juni/Juli eine Zarge mit Honig gefüllt, da und dort ist bzw. war es auch deutlich mehr als eine Zarge. Und dort und da wurde nicht nur heller Blütenhonig in den Waben eingelagert, sondern auch (etwas) dunkler Honigtauhonig.
Auch für den Sommerhonig gilt: Nur reifen Honig ernten. Dieses Ziel ist leicht(er) zu verwirklichen, wenn man (1.) erst nach Trachtende und (2.) unmittelbar nach einem Regentag zu Besen oder Bienenflucht greift und die Honigernte (3.) bei trockenem Wetter an einem frühen Vormittag vornimmt. Wenn am Vortag oder an den Vortagen wegen Regen kein Nektar (oder Honigtau) eingetragen worden ist, kann auch der noch nicht verdeckelte Honig geerntet werden. Er ist dann häufig trockener als der verdeckelte Honig. Dennoch sollte seine Reife (4.) mit der Spritzprobe überprüft werden.
Nach Einlegen der Bienenflucht am frühen Vormittag kann der Honigraum am Abend des nächsten Tages nahezu bienenfrei abgehoben werden. Die Bienenflucht funktioniert nur, wenn mit Absperrgitter geimkert wird und im Honigraum keine Brut ist/war.

Räuberei vermeiden!

Bei der Honigernte werden häufig Honigwaben beschädigt. Das kann wie das Ersetzen der entnommenen vollen Honigwaben durch leere geschleuderte Waben Suchflüge und in Folge Räuberei auslösen. Besonders gefährdet sind die noch schwachen Jungvölker. Deren Fluglöcher sind weiterhin eng zu halten, auch wenn sie gewachsen sind bzw. noch am Wachsen sind.
Bei den Jungvölkern muss auf die Futterversorgung (!) und auf rechtzeitige Erweiterung (mit Mittelwänden) geachtet werden. Bis Ende August sollte ein Jungvolk 10 Waben haben, auch wenn es dann „nur“ auf 6 Waben sitzt. Bis es soweit ist wird literweise „von der Seite“, weit weg vom eingeengten Flugloch, gefüttert. Als Futtergefäß dient ein „Tetra Pak“, eine passend gestutzte Plastikflasche oder eine Futtertasche. Schwimm- und Aufstieghilfe nicht vergessen!
Und: Am besten immer nur abends Futter geben.

Was vor der Varroabehandlung zu bedenken ist!

Die erste bei Wirtschaftsvölkern durchgeführte Gemülldiagnose zeigt, dass der Varroabefall in 2018 sehr niedrig liegt. Bisher wurde bei 3 Ständen der natürliche Milbenfall durch Gemülldiagnose ermittelt, an anderen Ständen steht die erste Gemülldiagnose in den nächsten Tagen an.
Von bisher insgesamt 40 untersuchten Altvölkern verlor nur 1 Volk mehr als 1 Milbe/Tag ohne Behandlung. Bei diesem Volk waren es in 3 Tagen 5 Milben, 2 Völker verloren 2 Milben (in 3 Tagen) und 6 Völker 1 Milbe. In 31 Völkern wurde keine Milbe in der Windel gefunden. Die „Null“-Völker sind an allen Ständen in der Mehrheit.
Bereits die stichprobenweise Kontrolle der Drohnenbrut, die in 2018 drei- oder viermal ausgeschnitten wurde, kündigte an, dass der Varroabefall in 2018 deutlich niedriger liegt als im Vorjahr.
Für die nach der Sommerhonigernte anstehende Varroabehandlung stehen zwei Konzepte zur Auswahl, die sich in langjährigen Feldversuchen bewährt haben.
Beim „Teilen und behandeln“ kommt man ohne Ameisensäure aus. Die am Tag x in Flugling (mit Königin) und „Brutvolk“ geteilten Völker werden im brutfreien Zustand mit Oxalsäure behandelt; der Flugling am Tag x+2, das „Brutvolk“ am Tag x+21 unmittelbar nach dem Einengen.
Bei den anderen Völkern wird nach der „Spätsommerpflege in vier Schritten“ (1. Einengen, 2. Behandeln mit Ameisensäure, 3. Auffüttern, 4. Behandeln mit Ameisensäure) verfahren. Dieses Konzept startet erst nach Mitte August, wenn die untere Brutraumzarge brutfrei ist. Darüber mehr im nächsten Newsletter.
Beide Konzepte werden während des Varroaseminars am Samstag, 14.7. (10-17 Uhr) am Lehrbienenzentrum Hohenstein ausführlich vorgestellt.
Die Jungvölker werden nur einmal, im September nach ihrer „Winter-Auffütterung“, mit Ameisensäure behandelt. Eine Behandlung vorher ist nicht notwendig, weil sie – im April/Mai als Brutableger gebildet - im brutfreien Zustand mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe behandelt worden sind. Außerdem verbietet sich eine frühe(re) Ameisensäurebehandlung der Jungvölker, weil diese im Juli/August noch relativ viel Brut und wenig Bienen haben. Eine Behandlung mit Ameisensäure im Sommer würde zu gewaltigen Brutschäden führen.
Eine „ReInvasion“ von Nachbarvölkern, Nachbarständen oder „wilden Bienenvölkern“, die den Behandlungserfolg zunichte macht, gibt es nicht. Zwar werden an Varroose zusammenbrechende Völker häufig beräubert und die Räuberbienen tragen dann auch Milben ein. Doch ist mehrfach belegt, dass nur maximal 5% der Milben, die den Zusammenbruch eines Bienenvolkes ausgelöst haben, in den räubernden Völkern landen und sich dort vermehren. Ihr Eintrag bzw. ihre Vermehrung ist durch Gemülldiagnose zu erkennen, bevor Gefahr im Verzug ist.
Deshalb ist die regelmäßige Gemülldiagnose zur Überwachung des Varroabefalls ein wichtiger Bestandteil der Spätsommer- und Herbstpflege von Jung- und Altvölkern. Wer beobachtet weiß Bescheid und ist vor Überraschungen geschützt.
Windeln einschieben, nach 3 (2-5) Tagen Windeln ziehen und Milben zählen und Milbenzahlen aufschreiben, Windeln putzen und bis zur nächsten Gemülldiagnose unter dem Blechdeckel aufbewahren. Keine Dauereinlage im Boden!
Wenn Gefahr im Verzug ist, schon im Juli mehr als 10 Milben pro Tag ohne Behandlung fallen, sollte möglichst bald eine Behandlung nach dem Konzept „Teilen und behandeln“ erfolgen. Wer Rat braucht schreibt an immelieb@t-online.de.
Der nächste Newsletter kommt Anfang August.


Dr. Gerhard Liebig, Bochum, immelieb@t-online.de