RI-Aktuell 08.März 2018

Ruhrstadt-Imker-Aktuell
Ruhrstadt-Imker-Aktuell Aktuelle Tipps zur Bienenpflege

Der Winter ist vorbei

In Kürze:

  • Der Winter ist vorbei.
  • Die Bienen fliegen.
  • Die Völker brüten wieder.
  • Auf Futterversorgung und Räuberei achten!

Der Winter 2018 verlief in der ersten und in der zweiten Hälfte genau andersherum wie im Vorjahr. In 2017 begann der Winter relativ warm und wurde immer kälter. Um Mitte Januar gab es im Ruhrgebiet einige Tage mit Dauerfrost. Danach wurde es beständig wärmer. Nach Mitte Februar häuften sich die Tage, an denen das Thermometer mehr als 10° C anzeigte.

In 2018 war es umgekehrt. Der Winter begann relativ kühl und wurde immer wärmer. Der Januar war durchgehend frostfrei. Danach wurde es immer kälter mit Dauerfrost bis Anfang März.
Am 4. März stieg das Thermometer erstmals seit Januar über 10° C. Seitdem ist es tagsüber so warm, dass die Bienen fliegen können. Laut Prognose soll es auch so bleiben.
Dieser unterschiedliche Temperaturverlauf hat sich auf die Haselblüte ausgewirkt. In 2017 hatte sie 10 Tage Verspätung. In 2018 blühte die Hasel 20 Tage früher als sonst. Sie wurde im Januar auch von Bienen beflogen.
Die Salweidenblüte ist in 2018 etwa 1-2 Wochen später dran als in 2017.

Die Bienen fliegen und die Völker brüten

Die Bienen fliegen nicht nur, die Völker haben auch (wieder) mit dem Brüten begonnen. Die Brutnester sind zurzeit sehr klein und auch in den stärkeren Völkern nur wenige hundert Zellen groß. Die Völker werden erst deutlich mehr Brut anlegen, wenn sie viel Pollen sammeln können. Dazu muss die Salweide blühen.
Danach dauert es mindestens drei Wochen, bis die Brut in einem solchen Umfang schlüpft, dass die Völker zu wachsen beginnen. Das wird wie im Vorjahr erst gegen Ende März der Fall sein.

immer wieder: Futterkontrollen

Im März wird der Futterverbrauch der Völker ansteigen. Deshalb ist darauf zu achten, dass sie nicht unter Futtermangel leiden.
Die Beurteilung des Futtervorrates beginnt mit der einfachen Gewichtskontrolle.
Zur Überprüfung der Gewichtskontrolle werden das leichteste Volk und –zum Vergleich von Sitz und Stärke- das schwerste Volk inspiziert. Das gelingt fast immer ohne Wabenziehen.

Die meisten Völker sitzen zurzeit auch oben bzw. direkt unter der Folie und dort in 3-6 Wabengassen. Wenn in oder neben den besetzten Wabengassen verdeckeltes Futter zu sehen ist kann man das Volk wieder abdecken, ohne Waben zu ziehen und überprüft diesen Befund in den folgenden Tagen immer wieder in den für notwendig erachteten zeitlichen Abständen.

Wenn beim Blick von oben bei einem als „zu leicht“ oder „leichter als die anderen“ eingeschätzten Volk kein verdeckeltes Futter entdeckt wird ist eine genauere Überprüfung notwendig. Dazu wird eine nicht besetzte Randwabe nach vorsichtiger Lockerung gezogen (ohne Auslösung eines „Erdbebens“) und zur Seite gestellt. Danach werden die anderen Waben gezogen und –wie bereits die Randwabe- auf Futtervorrat begutachtet. Sein Umfang wird in „Achteln der Wabenfläche“ erfasst.
Mit Ausnahme der beiseite gestellten Randwabe werden alle Waben unmittelbar nach Erfassung ihres beidseitigen Futtervorrates und eventuell auch von Bienenbesatz und Brutumfang jeweils um eine Position verschoben in die Zarge gehängt. Nach Abschluss des „Durchblätterns“ können die eingehängten Waben en bloc auf ihre alte Position zurückgeschoben werden oder die zuerst gezogene Randwabe wechselt auf die andere Seite.
Man kann die Gelegenheit nutzen und Waben mit mehr Futtervorrat näher an den Bienensitz hängen.
Nach der Durchsicht eines Volkes zählt man zusammen, wie viele „Achtel verdeckeltes Futter“ sich auf den gezogenen Waben befanden. Acht Achtel entsprechen etwa 1 kg Futter.
Im Februar haben die Völker sehr wenig oder gar nicht gebrütet und deshalb täglich nur etwa 0,1 kg Futter bzw. wöchentlich weniger als 1 kg verbraucht.
Mit dem Beginn des Brutgeschäftes werden sie mehr Futter verbrauchen. Starke und deshalb stark brütende Völker können dann in 2-3 Tagen 1kg leichter werden.
Man sollte (nach)füttern, bevor der Futtervorrat eines Volkes unter 3 kg sinkt.

Notfütterung

Am besten geeignet für die Notfütterung im Frühjahr ist Honig. Allerdings darf nur eigener einwandfreier Honig gefüttert werden, von fremden Honigen sind die Finger zu lassen. Bei diesen besteht immer die Gefahr, dass sie Sporen des Erregers der Bösartigen Faulbrut enthalten. Eine Verfütterung könnte die Völker anstecken. Wenn sie erkranken kann die Seuche leicht auf benachbarte Bienenstände übertragen werden. Der Schaden wäre enorm und eine Sanierung sehr aufwendig.
Wenn kein eigener einwandfreier Honig und keine sauberen Futterwaben vorhanden sind, weil alle Völker Hunger leiden, kann man durchaus zum festen Futterteig greifen; denn dieser kann ohne Verwendung einer Futtereinrichtung verabreicht werden. Ein dünner Fladen wird einfach auf das Volk gelegt und mit der Folie und dem gedrehten Innendeckel, der dann mit seiner Höhlung nach unten zeigt, abgedeckt. Man begnügt sich mit kleinen Portionen von maximal 1 kg und wiederholt die Fütterung, wenn die Tracht weiterhin auf sich warten lässt.
Für die Verarbeitung des Futterteiges wird Wasser benötigt. Deshalb sollte bei Futterteigfütterung Flugwetter herrschen.
Eine andere Fütterungsvariante, die ohne Wabenziehen auskommt und bei der die Völker kein Wasser holen müssen, ist die Flüssigfütterung von unten. Dazu wird eine flache mit Zuckerwasser oder Sirup gefüllte Schale in den Gitterboden direkt unter den Bienensitz gestellt. Die lichte Höhe des Gitterbodens bestimmt die Tiefe der Schale. Je nachdem wie lang und breit sie ist kann eine Schale bis zu 3 Liter Flüssigkeit fassen. Eine Schicht Flaschenkorken, Zweiggestrüpp oder trockenes Laub dient als Schwimmhilfe.
Kurze Zeit nach dem Einstellen des Futters sitzt eine aus den Wabengassen über der Schale hängende Bienentraube auf der Schwimmhilfe und leert die Schale in beeindruckender „Teamarbeit“. Bei normalstarken Völkern ist die Schale nach einer Nacht leer und trocken und die Bienentraube hat sich in ihre Wabengasse(n) zurückgezogen.
Vor dem Einstellen der Futterschale ist eventuell der Bienentotenfall auf dem Gitterboden zu entfernen. Diese Maßnahme kann man auch bei allen Völkern machen und dabei seine Menge bestimmen und diese mit dem Zustand des Volkes vergleichen.

Räuberei vermeiden!

Auch oder gerade bei der Fütterung von unten ist Vorsicht angeraten. Bei Flugwetter kann Räuberei ausgelöst werden. Dagegen hilft ein zuvor (wieder) eingeengtes Flugloch oder bei Flugbetrieb die Fütterung von oben oder von der Seite.

Volk tot! Was tun?

Der Befund "Volk im Winter verstorben" muss eine Ursachenfindung zur Folge haben. Für die Untersuchung des verstorbenen Volkes kann man sich um die Hilfe eines Bieneninstitutes bemühen. Doch sollte man sich dort vorher erkundigen, ob die Einsendung von toten Bienen und abgestorbener Brut erwünscht ist bzw. ihre Untersuchung auf Krankheitserreger möglich ist. Nicht jedes Institut ist dafür eingerichtet. Manche Analysen kosten viel Zeit und Geld, sodass die Kapazitätsgrenze eines Labors sehr schnell erreicht ist. Deshalb ist es gerade nach einem Winter mit hohen Völkerverlusten nicht verwunderlich, wenn man auf seinen toten Völkern hocken bleibt. Unabhängig davon gilt: Weggeräumt werden muss auf jeden Fall. Dabei kann man Anzahl und Varroabefall der toten Bienen ermitteln.
Wenige tote Bienen (< 3 Honiggläser voll) im Boden deuten auf "Tod durch Varroa" hin. Dann findet man häufig auf einer Brutwabe neben abgestorbener Brut inmitten eines Häufleins toter Bienen die tote Königin. Der "Tod durch Varroa" kann auch nach oder trotz Restentmilbung im Frühwinter auftreten, wenn diese zu einem Varroa-Abfall von mehr als 1000 Milben geführt hat. Die bereits zuvor geschädigten Winterbienen gehen frühzeitig ab.
Viele tote Bienen im Boden oder auch in den Wabengassen sollten in einem Eimer gesammelt und ebenfalls abgemessen werden. Sie können bis zu 20 Honiggläser füllen. Wenn das Volk verhungert ist, darf sich in der Nähe des Bienensitzes kein Futter befinden. Allerdings ist auch der Hungertod nach "Futterabriss" möglich.
Zur Ermittlung des Varroabefalls werden die in Honiggläsern gesammelten toten Bienen in Spülwasser ausgewaschen. Dazu wird ein Honigglas etwa zur Hälfte mit Bienen gefüllt und anschließend Wasser und Spülmittel dazu gegeben, verschlossen und geschüttelt. Danach wird der Inhalt des Glases auf ein Doppelsieb geschüttet und die Bienen gründlich geduscht. Die Milben sind anschließend im Feinsieb zu finden. Die gesamte Prozedur kann einmal wiederholt werden.
Bei einem Befallsgrad der Bienenprobe von über 10% (bei einem mit Bienen halb gefüllten Honigglas ist das bei mehr als 50 Milben der Fall) liegt eindeutig „Tod durch Varroa“ vor. Dann hätte aber die „Restentmilbung“ versagt. Wer sie durchgeführt hat, sollte weniger Milben auf den toten Bienen finden. Wenn der durch die „Restentmilbung“ ausgelöste Milbenfall nicht erfasst wurde, kann "Tod durch Varroa" dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Verwerten der Waben

Dem Tod eines Bienenvolkes geht meist ein langes Siechtum voraus. Die letzte Bienengeneration ist einer starken Belastung ausgesetzt. Diese Stresssituation fördert die Vermehrung von Krankheitserregern, die auch im Kot zu finden sind. Von Kotspuren auf Waben geht Ansteckungsgefahr für Putzbienen aus. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen und deshalb nur saubere Futterwaben aufbewahren und verwerten. Verkotete Waben und Waben mit abgestorbener Brut sind dem Wachsschmelzer zuzuführen und die Rähmchen anschließend zu reinigen.


Dr. Gerhard Liebig, Bochum, immelieb@t-online.de